Im Prozess um die Vorzugsaktienaffäre bei der Hypo Alpe Adria Bank am Landesgericht Klagenfurt wurden Ex-Bankchef Wolfgang Kulterer zu dreieinhalb und Ex-Vorstand Günter Striedinger zu vier Jahren unbedingter Haft verurteilt. Rechtsanwalt Gerhard Kucher erhielt ebenfalls vier Jahre und Steuerberater Hermann Gabriel viereinhalb Jahre. Gabriel und Kucher waren Berater der Bank und sollen die Vorzugsaktien-Konstruktion entworfen und davon finanziell profitiert haben.
Bilanzfälschung und Betrug
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die noch nicht rechtskräftig Verurteilten rund 10 Millionen Euro auf Kosten der Bank erwirtschafteten. 2004 hatte die Hypo Alpe Adria Bank den Verkauf von Vorzugsaktien im Wert von 100 Millionen Euro an „wichtige Aktionäre“ bekannt gegeben. Damit sollte die chronisch eigenkapitalschwache Bank mit mehr Eigenkapital ausgestattet werden.
Tatsächlich aber erwarben über verschiedene Umwege Gerhard Kucher und anderen, der Bank nahestehenden Personen die Aktien. Mit dem „Geldkarussell“ über die Hypo-Tochter in Liechtenstein wurde das Geld praktisch im Kreis geschickt, in der Bilanz der Bank aber als Eigenkapital ausgewiesen. Die Käufer der Vorzugsaktien erzielten derart hohe Erträge, da der Rückkauf der Aktien durch die Hypo garantiert und der Zinssatz fix vereinbart war.
Zivilrechtliche Klage der Hypo wird noch verhandelt
Das risikolose Scheingeschäft schädigte die Hypo Alpe Adria Bank um fast 5,5 Millionen Euro. Die Bank beziffert den unmittelbaren und mittelbaren Schaden aus diesem Geschäft mit 48 Millionen Euro und hat als Privatbeteiligte am Handelsgericht Wien eine zivilrechtliche Klage gegen die vier Angeklagten und neun dahinter stehenden Stiftungen eingereicht. Die Klage wird im Juli weiterverhandelt.