Am 16. und 17. Juni findet in Ägypten die Stichwahl zum neuen Staatsoberhaupt statt. Wählen konnten die Ägypter dieses Mal nur zwischen den beiden Erstplatzierten des ersten Wahlgangs, Mohammed Mursi und Ahmed Schafik.
Muslim-Bruder oder ehemaliger Mubarak-Ministerpräsident
Mohammad Mursi wurde unter Mubarak mehrere Male inhaftiert, da er Anti-Mubarak-Proteste und Proteste gegen angebliche Wahlfälschung unterstützte. Er ist Mitglied der Muslimbruderschaft und steht für einen konservativen Islam.
Ahmed Schafik gilt vielen Ägyptern als Profiteur des Mubarak-Regimes. Unter Mubarak war er erst Minister für zivile Luftfahrt, dann wurde er Ministerpräsident. Schafik wird Korruption vorgeworfen.
Wahlbeteiligung bei fünfzig Prozent
Nur knapp die Hälfte der wahlberechtigten Ägypter gaben beim ersten Wahlgang ihre Stimme ab. Keine der 13 Kandidaten erhielt im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit, weswegen nun eine Stichwahl nötig ist. Mursi erhielt etwa 25 Prozent der Stimmen, Schafik landete knapp darunter. Eng darauf folgte der linksgerichtete Hamdin Sabahi.
Enttäuschung und Proteste
Das Ergebnis des ersten Wahlgangs war von Protesten begleitet. Vor allem die jüngeren Ägypter, die am Sturz Mubaraks maßgelich beteiligt waren, waren enttäuscht und frustriert angesichts der Wahl zwischen einem ehemaligen Mubarak-Anhänger und einem konservativen Muslim. Proteste fanden in Kairo, Alexandria, Ismailia, Port Said und Suez statt.
Stimmen gegen Wahlbetrug
Fünf der 13 beteiligten Parteien warfen den beiden vorläufigen Siegern massiven Stimmenkauf und Wählerbeeinflussung vor. Die Wahlkommision bezeichnete die Vorwürfe als haltlos.
Zukunft Ägyptens entscheidet sich am 16. und 17. Juni
Wie es mit Ägyptens Politik in zukunft weitergeht, entscheidet sich am 16. und 17. Juni bei der Stichwahl. Da beide Kandidaten die Ägypter stark polarisiert haben, gibt es keinen Favoriten. Fest steht nur, dass am 21. Juni der Militarrät die Macht abgeben wird. An wen, bleibt abzuwarten.